Martin Winterkorn, VW-Chef, ist abgetreten: Rette sich, wer kann / Diesel-Gate kostet Winterkorn den Job - doch es wären noch ganz andere Konsequenzen wünschenswert!
Datum: Donnerstag, dem 24. September 2015
Thema: Auto News


Bernhard Fleischmann zu "Diesel-Gate":

Regensburg (ots) - Nun also doch: Martin Winterkorn, ein Manager, den so schnell wirklich nichts umwirft, muss abtreten.

Einer, der seinen Platz im Olymp der Autobosse sicher zu haben schien.

Was sollte einen Mann noch aus der Bahn schleudern, der eine Alles-oder-nichts-Attacke von Ferdinand Piëch überstanden und sogar gewonnen hat?

Tatsächlich gibt es noch Schlimmeres für einen Manager, als Piëch zum Feind zu haben: die weltweite Öffentlichkeit und die beinharte US-Justiz.

Der bullige Schwabe ist keiner, der vorschnell aufgibt, wenn er davon überzeugt ist, auch in Zukunft der beste Mann für Volkswagen zu sein.

Doch die Dimension von Diesel-Gate ist viel zu groß, als dass der Konzernchef dem hätte standhalten können.

Er mag weder an den Betrügereien beteiligt gewesen sein noch davon gewusst haben - die Verantwortung liegt bei ihm.

Undenkbar, dass er und VW dem juristischen und propagandistischen Feuer vor allem aus den USA weiter hätten standhalten können.

Dem Konzern erleichtert der Rücktritt die Verhandlungen mit den US-Behörden ein bisschen. Die werden sich gnadenlos genug gegenüber Wolfsburg zeigen.

Dass die Amerikaner unterschiedlich hart mit Unternehmen umgehen, abhängig davon, ob sie US-Firmen oder ausländische sind, ist nicht von der Hand zu weisen.

Unabhängig davon - es braucht schon viel kriminelle Energie, um eine ausgeklügelte Software zu entwickeln, die die Abgasreinigung eines Diesel-Motors lediglich im Testmodus aktiviert.

Vielleicht sahen die dafür verantwortlichen VW-Mitarbeiter aber auch den einzigen Ausweg aus den harten Vorgaben aus Wolfsburg.

Dort war man unzufrieden mit dem schwachen US-Geschäft. Winterkorn selbst bekam diese Kritik immer stärker zu spüren.

Brutale Sparvorgaben machen es nicht leichter, die Erfolgsspur zu finden. Eine aufwändigere Abgasnachbehandlung hätte die Einhaltung der Grenzwerte ermöglicht, aber die Kosten erhöht.

Da ist ein Elektronik-Kniff viel billiger.

Nun ist der Schaden aber riesig. Für VW, für andere Autohersteller, vielleicht sogar für die deutsche Wirtschaft insgesamt.

Wie weit sich das Desaster ausbreitet, ist nicht absehbar.

Wie weit sich Beteiligte und Mitakteure in dem schmutzigen Spiel schnell absetzen, um nur ja nichts abzubekommen, ist indes sehenswert.

Der Verkehrsminister, aber beileibe nicht nur er, tut nun so, als wäre ohne den Betrug bei VW alles bestens.

Von wegen.

Die unheilige Auto-Förderallianz in Deutschland gehört längst um ihre schmutzigen Tricks bereinigt.

Es wird seit Jahren toleriert, dass auf Prüfständen in einem Maß manipuliert wird, das dem hinterfotzigsten Gebrauchtwagenhändler große Bewunderung abtrotzt.

Dieselmotoren verbrauchen etwas weniger Treibstoff, erzeugen aber viel höhere Schadstoffe.

Die kann man eliminieren - mit hohem Aufwand. Das macht ihn teuer. Wenn das zu teuer ist, dann ist das halt die falsche Technologie.

Dennoch wird Diesel hierzulande durch niedrigere Steuern an der Zapfsäule unterstützt, weil die deutschen Hersteller sehr viele Modelle davon verkaufen.

Auch hat sich die Bundesregierung enorm stark dafür gemacht, das Umweltlabel für Autos nicht nur vom Verbrauch und Schadstoffausstoß (nach den lässigen Prüfnormen!) abhängig zu machen, sondern auch vom Gewicht - je schwerer, umso günstiger.

Welch ein Irrsinn.

Glaubwürdigkeit sieht anders aus.

Das muss nun VW schmerzlich lernen.

Dass die Wolfsburger sich bei Umwelttechnologien stark ins Zeug legen, ist ja nicht nur Feigenblatt. Da stecken durchaus Überzeugungen dahinter.

Nur hinter der jetzigen Dieselrußwolke sieht das momentan niemand.

Leitartikel von Bernhard Fleischmann

Pressekontakt:

Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de

Zitiert aus http://www.presseportal.de/pm/62544/3130022, Autor siehe obiger Artikel.

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Regensburg (ots) - Nun also doch: Martin Winterkorn, ein Manager, den so schnell wirklich nichts umwirft, muss abtreten.

Einer, der seinen Platz im Olymp der Autobosse sicher zu haben schien.

Was sollte einen Mann noch aus der Bahn schleudern, der eine Alles-oder-nichts-Attacke von Ferdinand Piëch überstanden und sogar gewonnen hat?

Tatsächlich gibt es noch Schlimmeres für einen Manager, als Piëch zum Feind zu haben: die weltweite Öffentlichkeit und die beinharte US-Justiz.

Der bullige Schwabe ist keiner, der vorschnell aufgibt, wenn er davon überzeugt ist, auch in Zukunft der beste Mann für Volkswagen zu sein.

Doch die Dimension von Diesel-Gate ist viel zu groß, als dass der Konzernchef dem hätte standhalten können.

Er mag weder an den Betrügereien beteiligt gewesen sein noch davon gewusst haben - die Verantwortung liegt bei ihm.

Undenkbar, dass er und VW dem juristischen und propagandistischen Feuer vor allem aus den USA weiter hätten standhalten können.

Dem Konzern erleichtert der Rücktritt die Verhandlungen mit den US-Behörden ein bisschen. Die werden sich gnadenlos genug gegenüber Wolfsburg zeigen.

Dass die Amerikaner unterschiedlich hart mit Unternehmen umgehen, abhängig davon, ob sie US-Firmen oder ausländische sind, ist nicht von der Hand zu weisen.

Unabhängig davon - es braucht schon viel kriminelle Energie, um eine ausgeklügelte Software zu entwickeln, die die Abgasreinigung eines Diesel-Motors lediglich im Testmodus aktiviert.

Vielleicht sahen die dafür verantwortlichen VW-Mitarbeiter aber auch den einzigen Ausweg aus den harten Vorgaben aus Wolfsburg.

Dort war man unzufrieden mit dem schwachen US-Geschäft. Winterkorn selbst bekam diese Kritik immer stärker zu spüren.

Brutale Sparvorgaben machen es nicht leichter, die Erfolgsspur zu finden. Eine aufwändigere Abgasnachbehandlung hätte die Einhaltung der Grenzwerte ermöglicht, aber die Kosten erhöht.

Da ist ein Elektronik-Kniff viel billiger.

Nun ist der Schaden aber riesig. Für VW, für andere Autohersteller, vielleicht sogar für die deutsche Wirtschaft insgesamt.

Wie weit sich das Desaster ausbreitet, ist nicht absehbar.

Wie weit sich Beteiligte und Mitakteure in dem schmutzigen Spiel schnell absetzen, um nur ja nichts abzubekommen, ist indes sehenswert.

Der Verkehrsminister, aber beileibe nicht nur er, tut nun so, als wäre ohne den Betrug bei VW alles bestens.

Von wegen.

Die unheilige Auto-Förderallianz in Deutschland gehört längst um ihre schmutzigen Tricks bereinigt.

Es wird seit Jahren toleriert, dass auf Prüfständen in einem Maß manipuliert wird, das dem hinterfotzigsten Gebrauchtwagenhändler große Bewunderung abtrotzt.

Dieselmotoren verbrauchen etwas weniger Treibstoff, erzeugen aber viel höhere Schadstoffe.

Die kann man eliminieren - mit hohem Aufwand. Das macht ihn teuer. Wenn das zu teuer ist, dann ist das halt die falsche Technologie.

Dennoch wird Diesel hierzulande durch niedrigere Steuern an der Zapfsäule unterstützt, weil die deutschen Hersteller sehr viele Modelle davon verkaufen.

Auch hat sich die Bundesregierung enorm stark dafür gemacht, das Umweltlabel für Autos nicht nur vom Verbrauch und Schadstoffausstoß (nach den lässigen Prüfnormen!) abhängig zu machen, sondern auch vom Gewicht - je schwerer, umso günstiger.

Welch ein Irrsinn.

Glaubwürdigkeit sieht anders aus.

Das muss nun VW schmerzlich lernen.

Dass die Wolfsburger sich bei Umwelttechnologien stark ins Zeug legen, ist ja nicht nur Feigenblatt. Da stecken durchaus Überzeugungen dahinter.

Nur hinter der jetzigen Dieselrußwolke sieht das momentan niemand.

Leitartikel von Bernhard Fleischmann

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